von Thomas Schröter
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24. Februar 2025
M&A-Transaktionen waren schon immer komplex und aufwendig – nicht zuletzt aufgrund der intensiven Vorbereitung seitens des Verkäufers. Wird diese Vorbereitung vernachlässigt, können längere Prüfprozesse, unerkannte Risiken und letztlich Bewertungsabschläge die Folge sein. Heute zählt zudem die ESG-Due Diligence – also die systematische Prüfung von Nachhaltigkeitsaspekten – zunehmend zu den unverzichtbaren Bausteinen im M&A-Prozess. Doch was steckt genau dahinter und wie bereitet man sich optimal darauf vor? Gegenstand der ESG-Due Diligence Die ESG-Due Diligence erweitert die klassische Due Diligence, indem sie die Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens in den Bereichen Environmental, Social und Governance (ESG) untersucht. Ziel ist es, sowohl Risiken als auch Chancen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsaspekten aufzudecken. Insbesondere in der digitalen Wirtschaft, wo der ökologische Fußabdruck oft geringer ist als in der klassischen Industrie, rücken Themen wie digitale Verantwortung, Datenschutz, Cybersicherheit, ethische KI und faire Arbeitsbedingungen in den Vordergrund. Schwerpunkte der ESG-Due Diligence für Softwareunternehmen und IT-Dienstleister Environmental (Umwelt) Energieeffizienz & CO₂-Fußabdruck: Optimierung des Stromverbrauchs von Rechenzentren und Servern Einsatz erneuerbarer Energien in Hosting- und Cloud-Diensten Nachhaltige IT-Infrastruktur: Ressourcenschonende Softwareentwicklung durch effizienten Code IT-Geräte-Lifecycle-Management, Recycling-Strategien und der Einsatz refurbished Hardware Green IT: Nutzung nachhaltiger Cloud-Anbieter mit grünen Rechenzentren Social (Soziales) Datenschutz & IT-Sicherheit: Einhaltung relevanter Datenschutzgesetze (z. B. DSGVO, CCPA) Robuste Cybersicherheitsmaßnahmen und effektive Incident-Response-Prozesse Arbeitskultur & Mitarbeiterrechte: Förderung von Diversity, Equity & Inclusion (DEI) Etablierung moderner Remote-Work-Richtlinien und Maßnahmen zur Work-Life-Balance Ethische KI: Transparenz und Fairness in algorithmusgestützten Systemen Maßnahmen zur Vermeidung von Bias in KI-Anwendungen Lieferkettentransparenz: Prüfung der ESG-Konformität von Drittanbietern und Outsourcing-Partnern Governance (Unternehmensführung) Corporate Governance & Compliance: Implementierung von Whistleblowing-Richtlinien und Antikorruptionsmaßnahmen Transparente Berichterstattung und Vermeidung von Interessenkonflikten Lizenz- und Open-Source-Compliance: Überwachung der Nutzung von Open-Source-Software gemäß Lizenzvorgaben Vorbeugung rechtlicher Risiken durch saubere Lizenzierungspraktiken Stakeholder-Kommunikation & ESG-Reporting: Klare Darstellung der ESG-Strategie und Zielsetzungen Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten nach anerkannten Standards (z. B. GRI, SASB) Fallstricke und Herausforderungen Datenverfügbarkeit: Viele IT-Unternehmen verfügen über unstrukturierte ESG-Daten, insbesondere in Umweltfragen. Unterschätzung des Energieverbrauchs: Cloud-basierte Dienstleistungen können einen erheblichen CO₂-Fußabdruck verursachen. Regulatorische Unsicherheiten: Datenschutzgesetze und die aufkommende KI-Regulierung entwickeln sich rasant weiter. Komplexe Lieferketten: Global agierende Outsourcing-Partner oder die Zusammenarbeit mit Offshore Unternehmen erschweren die Prüfung der ESG-Compliance. Greenwashing: Unternehmen bezeichnen sich teils als „grün“, ohne belastbare Nachhaltigkeitsmaßnahmen umzusetzen. Fazit Auch wenn Softwareunternehmen und IT-Dienstleister in klassischen Umweltkategorien oft geringere Belastungen aufweisen, stellen Datenschutz, Cybersicherheit, ethische KI und faire Arbeitsbedingungen zentrale ESG-Risiken dar. Eine umfassende ESG-Due Diligence muss daher alle diese Aspekte berücksichtigen. Investoren und Unternehmen sollten sich bewusst sein, dass ESG-Faktoren erheblichen Einfluss auf die langfristige Wertentwicklung haben können. Die gute Vorbereitung bereits im Vorfeld des eigentlichen Transaktionsprozesses ist daher dringend zu empfehlen. Ein gezielter Transaktions-Readiness-Check sowie eine rechtzeitige Pre-Sale-Due Diligence helfen dabei, unnötige Hindernisse, Risiken und Bewertungsabschläge zu vermeiden und nachhaltigen Erfolg zu sichern.